Die meisten Begegnungen mit Amerikanern erlebte ich auf meiner Radtour von New York nach Lima, Ohio. Intensiv bereiste ich dabei die USA. Ich besuchte meinen Bruder, der mittlerweile in New Jersey lebte und begab mich erstmals auf den Weg in den Norden zu den Niagara Fällen.
Die Wasserfälle beeindruckten mich nachhaltig. Ich spurtete durch das Land, vollgepackt und mit Tagesstrecken bis zu 200 km.
Mein Zelt taugte nichts, ich schickte es meinem Bruder zurück. Einmal hatte ich es nass zusammengepackt, danach regnete es herein. Warum ich den Aufwand der Rücksendung auf mich nahm ist mir heut schleierhaft. Vielleicht, weil ich mich demonstrativ beschweren wollte; war es doch schliesslich ein Markenzelt, und ein Billigzelt leistete mir in der Folgezeit tadellose Dienste, bis ich gegen Ende ganz auf das Zelten verzichtete und immer versuchte irgendwie sonst ein Dach über den Kopf zu bekommen.
Auf dieser Reise lernte ich mit weniger auszukommen und mich mit verschiedenen Früchten gesund zu ernähren. Ich begegnete vielen Einheimischen und lernte ihr Lebensumfeld kennen. Ihr Traum vom Haus, einem guten Job und Freunde – schon als teils gelebter Traum oder noch davon träumend.
In Texas überschritt ich die Grenze nach Mexiko. Es waren schöne Begegnungen in den USA geschehen, Unternehmer und einfache Arbeiter hatten mich aufgenommen. Ich war dem Parkway Natchez Trace entlang gefahren und durchquerte, also bereits in Mexiko angelangt, Wüsten.
Grossstädte vermied ich meistens. Die Menschen, welche unzählige Getränkedosen sammeln und in Wohnwägen wohnen – warum wird Recycling nicht besser bezahlt? Wieso übernehmen die Löhne in der Gastronomie zum Grossteil die Gäste? Weshalb gibt es so wenig gutsituierte Menschen, die in Parks sitzen und Zeit zum Reden haben?
Lateinamerika empfand ich als Kultur und vom menschlichen Erfahrungsschatz her komplett anders. Begegnung gehört dort zum Alltag, das in den USA eher zur Ausnahme. Das Land zeigte mir in menschlicher Hinsicht meiner Meinung nach viel Nachholbedarf.
