Als Reaktion auf protektionistische Maßnahmen unter Ex-Präsident Donald Trump entwickelten sich weltweit Boykottbewegungen gegen US-Produkte. Den Anfang machten Kanadier, nachdem Trump im März Strafzölle auf kanadische Waren verhängte. Premierminister Trudeau reagierte prompt mit Gegenzöllen und einem öffentlichen Aufruf, keine US-Produkte mehr zu kaufen. Die Reaktion: Whiskey aus Kentucky verschwand aus den Regalen, kanadischer Wein rückte in den Vordergrund. Der Protest erreichte bald Europa – und auch hier hinterfragen immer mehr Konsumenten, ob sie weiterhin US-Marken unterstützen möchten.
Was als politischer Reflex begann, wurde vielerorts zur Bewegung: In Deutschland gewann das Forum „BuyFromEU“ auf Reddit rasant Mitglieder. Dort diskutiert man über Alternativen zu US-Produkten: Fritz-Kola statt Coca-Cola, Varta statt Duracell, BMW statt Harley-Davidson. Auch digitale Dienste stehen im Fokus. Der US-Datenhunger, etwa durch Google, Meta oder Amazon, ist vielen Nutzern zunehmend suspekt. Apps wie der dänische „Made O’Meter“ helfen, Herkunft und Hersteller zu identifizieren, sozusagen für bewusste Entscheidungen im Supermarkt.
Doch ganz so einfach ist das alles nicht. Viele US-Konzerne lassen in Europa produzieren. Pampers etwa, die Marke von Procter & Gamble, kommt oft aus Crailsheim in Baden-Württemberg. Ein anhaltender Boykott würde damit auch europäische Arbeitsplätze treffen. Bezüglich Tech-Giganten wie Microsoft oder Meta wiederum stellt sich weniger die Produktions- als die Souveränitätsfrage: Wer digitale Infrastrukturen kontrolliert, kontrolliert Kommunikation. Deshalb fordern Experten wie Peer Heinlein einen radikalen Wandel: mehr Open-Source-Software, mehr Unabhängigkeit. Staaten wie Dänemark oder Bundesländer wie Schleswig-Holstein beschritten bereits diesen Weg.
Trotz aller Beweggründe – politische Wut, digitale Eigenständigkeit oder Umweltbewusstsein – bleibt der Einfluss solcher Konsumentenaktionen begrenzt. Die symbolische Wirkung entfaltete sich aber bereits. Boykott als Ausdruck von Selbstwirksamkeit: Ein kleiner Protest in einer oft überfordernden Weltpolitik. Doch bringt ein solcher eigentlich wenig.
Und dennoch – bei aller Trennung auf wirtschaftlicher Ebene – ist gerade der Tourismus ein Ort der Verbindung. Dort, wo Menschen sich begegnen, können Vorurteile abgebaut werden. Ein Gespräch auf dem Markt, ein Lächeln im Bus, ein gemeinsam erlebter Sonnenuntergang – das schafft Verständnis jenseits von Herkunft und Politik. Gerade die Amerikaner, die wenig von der übrigen Welt kennen, lernen viel Neues durch deutschsprachige Touristen, die oft auch Englisch können.